Allgemeine Information
Die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) wurde im Jahr 1872 mit der Studienrichtung "Landwirtschaft" gegründet. Die Universität für Bodenkultur Wien, die Alma Mater Viridis, versteht sich als Lehr- und Forschungsstätte für erneuerbare Ressourcen, die eine Voraussetzung für das menschliche Leben sind. Aufgabe der BOKU ist es, durch die Vielfalt ihrer Fachgebiete zur Sicherung dieser Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen entscheidend beizutragen. Durch die Verbindung von Naturwissenschaften, Technik und Wirtschaftswissenschaften versucht sie, das Wissen um die ökologisch und ökonomisch nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen in einer harmonischen Kulturlandschaft zu mehren.
Gegenwärtig gibt es Möglichkeit des Studiums von 9 Bakkalaureatsstudien und 21 Magisterstudien (Auflistung siehe auch Präsentation ABF-BOKU), vorhandene vielfältige und vernetzte Fachkompetenz ermöglicht Partnerschaften in einem sonst in Österreich nicht vorhandenen Ausmaß. Die insgesamt ca. 6.000 Studierenden (inkl. Doktoratsstudenten) werden an 55 Instituten ausgebildet, die zu 14 Departments zusammengefasst sind. Im Bereich Forschung, Lehre und Verwaltung sind 700 wissenschaftliche und 430 sonstige Angestellte beschäftigt.
Institut für Abfallwirtschaft (ABF-BOKU)
Das Institut für Abfallwirtschaft (ABF-BOKU), welches im TEMPUS-Projekt Baikal Wasma Partner ist, wurde 1993 an der BOKU gegründet. Es gehört zum Department Wasser-Atmosphäre-Umwelt, welches insgesamt 6 Institute der BOKU umfasst (Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz, Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement, Institut für Meteorologie, Institut für Hydraulik und landeskulturelle Wasserwirtschaft, Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und konstruktiven Wasserbau, Institut für Abfallwirtschaft).
Neben den Lehr- und Beratungsaufgaben ist das ABF-BOKU vor allem in folgenden Forschungschwerpunkten international tätig:
1. Abfallaufkommen
Forschungsziel: Entwicklung und Optimierung der Prognose von Abfallströmen nach Menge und Qualität als Basis für abfallwirtschaftliche Planung.
Voraussetzung dafür ist die Identifikation und Analyse von Einflussfaktoren – sowohl individueller psychologischer Faktoren (wie z.B. Konsumverhalten) als auch kontextueller Faktoren (sozial, rechtlich, ökonomisch). Neben Prognosemodellen werden auch Methoden zur Bestimmung des Abfallaufkommens entwickelt und optimiert. Diese werden zur Ableitung konkreter Maßnahmen (z.B. Abfallvermeidung) sowie zur Evaluation dieser herangezogen.
2. Produktions- und Entsorgungssysteme
Forschungsziel: Bereitstellung fundierter Entscheidungsgrundlagen durch Analyse von Produktions- und Entsorgungssystemen
Gegenstand der Untersuchung sind neben bestehenden und zukünftigen Sammel- und Verwertungssystemen (Optimierung bzw. Planung) auch ausgewählte Abfallströme, Produkte und Dienstleistungen. Je nach Fragestellung erfolgt eine Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus (z.B. LCA) oder auf eine Phase fokussiert (z.B. Entsorgungsphase), bzw. mono- oder multikriteriell (technisch, ökologisch, ökonomisch, sozial). Zur Analyse und Bewertung werden zum einen bestehende Methoden angewendet, und zum anderen neue Methoden und Kriterien entwickelt.
3. Organische Abfallstoffe und Rückstände
Forschungsziel: Steuerung und Optimierung von Humifizierungs- und Stabilisierungsprozessen im Rahmen der biologischen Abfallbehandlung. Verfahrensziel ist entweder das Herstellen eines hochwertigen Bodenhilfsstoffs (Humus) oder eines langfristig stabilen Deponieprodukts (Kohlenstoffsenke).
Voraussetzung dafür ist das Untersuchen und Verstehen der Mechanismen dieser Prozesse und der dafür erforderlichen Milieubedingungen, sowie das Erarbeiten der entsprechenden Untersuchungs- und Analysemethoden (Qualitätssicherung). Von besonderem Interesse sind die Interaktion mit mineralischen Komponenten, die Stickstoffdynamik sowie die langfristige Entwicklung der Organik unter Ablagerungsbedingungen.
4. Endlager und Prozessdynamik
Forschungsziel: Entwicklung von Methoden und Verfahren mit deren Hilfe Abfallstoffe, Rückstände und Ablagerungen / Deponien sehr rasch in einen immissionsneutralen Zustand (= im Fliessgleichgewicht mit der Umgebung) übergeführt werden können.
Grundlage dafür ist das Erforschen der Dynamik solcher Prozesse in Rückkoppelung mit natürlichen Schlüsselprozessen mithilfe von modernen und innovativen Untersuchungs- und Analysemethoden (Infrarotspektroskopie, Thermoanalyse, .......). Aus der Beobachtung und Untersuchung der potentiellen Emissionsquelle (Feststoffmonitoring) werden die für jeden Anwendungsfall notwendigen Informationen gewonnen. Beispielhaft zu nennen sind die derzeitigen Verfahrenstechniken „Immobilisierung und CO2-Sequestrierung durch Karbonatisierung von Verbrennungsrückständen“ (Patentanmeldung) und „In-situ-Stabilisierung von Ablagerungen“ (Stand der Technik).
5. Entwicklungszusammenarbeit und Wissenstransfer (Forschung für Entwicklung)
Forschungsziel: Nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation in Entwicklungs- und Schwellenländern durch Entwicklung angepasster abfallwirtschaftlicher Maßnahmen
Unter Berücksichtigung technischer und finanzieller sowie kultureller, sozialer, institutioneller und organisatorischer Aspekte werden angepasste abfallwirtschaftliche Maßnahmen entwickelt. Diese umfassen technologische (z.B. dezentrale Kompostierung), organisatorische (z.B. Dokumentationssystem für gefährliche Abfälle) und bildungspolitische Maßnahmen (z.B. Lehrpläne, Trainingskurse). Dezentrale abfallwirtschaftliche Maßnahmen sowie die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung sollen einen nachhaltigen Beitrag zur Erreichung der Millennium-Entwicklungsziele leisten.